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Die Grundsteine der modernen Implantologie wurden im 19. und 20. Jahrhundert gelegt. Es waren dabei vor allem einzelne Zahnärzte, die durch Ihre Experimentierlust heute als die Pioniere der Implantologie angesehen werden. Sie probierten verschiedene Materialien wie beispielsweise Gold, Platin, Porzellan oder Zelluloid und brachten diese als Zahnersatz in den Kieferknochen ein und sammelten die ersten Erfahrungen mit der Einheilung unterschiedlicher Materialien in den Knochen. Zu den ersten dokumentierten Versuchen gehört Magiolos Zahnersatz im Jahre 1809, bei dem er den verlorenen Zahn durch eine künstliche konische Zahnwurzel aus Gold in den Kieferknochen einbrachte.
Von den meisten Zahnärzten und vor allem Universitäten und nicht zuletzt auch den Kieferchirurgen! wurden diese Versuche jedoch bis weit in das 20. Jahrhundert hinein belächelt und kritisiert.
In der so genannten Phase der Kriegschirurgie ab dem Jahre 1940 kamen neue Materialien wie Chrom, Kobalt und Molybdän zum Einsatz. In dieser Phase der wiederherstellenden Chirurgie wurden wichtige Erkenntnisse zu Knochenheilung gewonnen.
Neben den vielfältigen Versuchen mit unterschiedlichen Materialien wurde auch über die ideale Form der Implantate nachgedacht.
Ein Irrweg in der Implantologie waren beispielsweise die heute nicht mehr angewandten so genannten subperiostalen (sub = unter; Periost = Knochenhaut) Implantate, die 1939 von Müller vorgeschlagen wurden. Diese lagen unter der Knochenhaut dem Knochen direkt auf. Grundgedanke war dabei, das Innere des Knochens unberührt zu lassen. Jedoch stellte sich recht schnell heraus, dass diese Form der Implantate nur von Narben und Bindegewebe eingescheidet waren und nicht mit dem Knochen fest verbunden waren. Sie waren also nicht lagestabil und hatten damit eine schlechte Prognose.
1939 schlug Storck ein Implantatdesign in Form einer Holzschraube aus rostfreiem Stahl (Vitallium) vor. Formiggini verbesserte diese im Sinne einer Spiralschraube und dokumentierte Erfolge über 12 Jahre. Scialom (1962) setzte auf die Form eines Nagels. Er schlug ein-, zwei- und dreibeinige Nagelimplantate vor, die in den Kieferknochen geschlagen wurden.
Einen neuen Weg zur optimalen Implantatform ging Linkow im Jahre 1968. Er wollte die Oberfläche des Implantates vergrößern und entwickelte so genannte Blattimplantate. Diese waren dünn wie ein Blatt, dafür aber viel größer ausgedehnt, weshalb sie auch als Extensionsimplantate bezeichnet werden. Sie hatten Löcher im Material in der Vorstellung, dass der Knochen in diese hindurchwachsen würde. Durch Ihre Form bedingt zeigten sich jedoch Materialschwächen bei Belastungen, was dazu führte, dass die Blattimplantate gerne brachen. Die Entfernung der Implantate führte darüber hinaus wegen der Größe zu ausgedehnten Kieferknochendefekten.
Abbildung: zum Vergrößern bitte auf das Bild klicken -
Wie so oft im Leben war es ein reiner Zufall, als der schwedische Anatom und Histologe Igmar Braenemark 1969 bei einem Versuch, ein Röhrchen aus Titan (eine so genannte Zellkammer), das mit zu testenden Medikamenten gefüllt war, in den Knochen (Tibia = Schienenbein) eines Kaninchens einsetzte. Als er das Röhrchen entfernen wollte, stellte er fest, dass es mit dem Knochen fest verwachsen war. Im folgenden untersuchte er das Phänomen bei Menschen und überlegte, wo dieses Einwachsen im Knochen nützlich wäre. In seinen histologischen Untersuchungen prägte er im Jahre 1985 den Begriff der Osseointegration (Os = Knochen), da das Material Titan mit dem Knochen verwächst und dann mit ihm integriert ist.
Heute wird unter dem Begriff Osseointegration verstanden, dass der Titankörper zu mindestens 70 % mit dem Knochen verbunden ist, der Rest dabei ist Bindegewebe.
Abbildung: Per-Ingvar Branemark -